DNA-Analysen ermöglichen Therapieoptimierung bei Depression

Nur jeder fünfte depressive Patient erhält eine adäquate Therapie, Fehltage sind die Folge

Depressionen können jeden treffen. Vier Millionen Deutsche leiden unter Angst vor dem Alltag, tiefer Traurigkeit oder ständiger Erschöpfung. Die Tendenz der gemeinhin als Depression bezeichneten Krankheit ist steigend. Und die Ursachen sind so zahlreich wie die Therapien. Lediglich 10 bis 20 Prozent der depressiven Patienten in Deutschland erhalten eine adäquate Therapie, behauptet die Deutsche Depressionsliga.

Medikamente, so genannte Psychopharmaka, stellen eine wesentliche Säule der Behandlung depressiver Erkrankungen dar. Ihr Einsatz wird daher sehr häufig empfohlen und in der Regel in Kombination mit psychotherapeutischen Maßnahmen angewandt. Verschiedene Wirkstoffe und Medikamentengruppen stehen dabei zur Verfügung, die in Abhängigkeit von der vorherrschenden Symptomatik, der persönlichen Vorerfahrung und dem Nebenwirkungsprofil individuell ausgewählt werden müssen.

Bei der Behandlung von Depressionen mit Psychopharmaka ist das Erreichen und Einhalten des Wirkspiegels von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg. Bei vielen Patienten wird nur per „trial and error“ der für sie richtige Wirkstoff und Wirkspiegel gefunden. In dieser Zeit sind sie meist arbeitsunfähig, mitunter in stationärer Behandlung. DAK-Gesundheit und die Techniker Krankenkasse melden aktuell neue Höchststände an Fehltagen bei den Arbeitnehmern aufgrund von psychischen Erkrankungen. Demnach entfielen 2014 knapp 17 Prozent aller Ausfalltage auf Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen. Auftretende Nebenwirkungen, die bei Antidepressiva häufig sind, erschweren zudem die regelmäßige Einnahme oder unterbinden die notwendige Therapietreue. Der Einsatz eines therapieoptimierenden Tests per DNA-Analyse kann daher nicht nur aus Sicht des Patienten, sondern auch aus Sicht der Sozialträger wertvolle Zeit zur Identifikation der passenden Medikation sparen.

Nur rund 50 Prozent der Patienten erleben die volle Wirkung ihrer Antidepressiva

Ausschlaggebend für die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Medikamenten ist unter anderem auch der individuelle Stoffwechsel. Da viele Antidepressiva von Leberenzymen abgebaut werden, die sich in ihrer Aktivität von Mensch zu Mensch stark unterscheiden können, stellt sich die Dosierung gemäß Beipackzettel, also eine einheitliche Dosisangabe für alle Patienten, oft als nicht zielführend dar. Eine individuelle Aktivitätsbestimmung, wie sie durch moderne DNA-Analysen möglich ist, lässt dagegen feststellen, ob der Patient eine normale oder veränderte Abbaurate aufweist. Nur etwa 50% der Patienten weisen in zwei maßgeblich beteiligten Leberenzymen normale Aktivität auf. Für die übrigen 50% wird die Standarddosis nicht zum gewünschten Wirkspiegel führen, da der Wirkstoff zu schnell oder zu langsam abgebaut wird.

Für jeden Patienten mit veränderten Abbauraten kann eine klare Handlungsempfehlung aus den Analyseergebnissen abgeleitet werden. Je nachdem, ob eines oder beide Enzyme betroffen sind und ob die Aktivität erhöht oder erniedrigt ist, ergeben sich entweder Dosisanpassungen oder die Empfehlung, bestimmte Wirkstoffe zu meiden.

Ein Test, der die beiden Leberenzyme untersucht, ist unter der Bezeichnung „STADA Diagnostik Antidepressiva DNA“ (PZN-10110497) in Apotheken erhältlich.

Nach Einsendung einer Blutprobe durch den behandelnden Arzt werden die genetischen Baupläne der beiden Enzyme im Labor der humatrix AG analysiert und die Ergebnisse an den Arzt zurückgesendet. Die Laboruntersuchung wird vom Patienten bereits mit dem Erwerb des Tests in der Apotheke bezahlt; der Arzt kann seine Aufwendungen als IGe-Leistung geltend machen. Die Kosten der Untersuchung können privaten Krankenversicherungen zur Erstattung vorgelegt werden.

Alle von der humatrix AG durchgeführten pharmakogenetischen Tests berücksichtigen die Vorgaben des Gendiagnostikgesetzes (GenDG).

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Reiner Merz
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